Seit der GRUNDUNDMENSCHENRECHTSBLOG im November 2015 „in knalligem Rot und mit dem längsten Namen der Jurablog-Geschichte in die Blogosphäre“ eintrat – so die Worte seiner damaligen Gründer*innen –, hat sich einiges getan. Zahlreiche Beiträge von Studierenden der Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte (HLCMR), ihrer Alumnae*i, Mitarbeiter*innen oder von Gastblogger*innen sind seither erschienen. Sie haben Eingang in juristische Debatten und in zahlreiche Gerichtsentscheidungen gefunden.
Wer den Blick über die lange und themenreiche Liste an Blogbeiträgen schweifen lässt, kommt aber nicht umhin, eine deutliche Flaute im Jahr 2021 festzustellen. Der Hintergrund ist schnell erzählt: Zum Ende des Jahres 2020 ist die staatliche Förderung der HLCMR ausgelaufen. Dies machte ihre finanzielle Neuorganisation erforderlich, welche nach Monaten der Ungewissheit schließlich durch Lehrstuhl-Mittel und die Unterstützung eines neugegründeten Fördervereins gelang. Für die aufwendige Redaktion des Blogs musste jedoch eine eigenständige Lösung gefunden werden. Und so haben wir letztlich als Ehrenamtliche der HLCMR und Mitglieder des Fördervereins eine neue Blog-Redaktion gebildet, die im Herbst 2021 ihre Arbeit aufnahm. Als neue Redaktion freuen wir uns darauf, an die jahrelange Arbeit der bisherigen Redakteur*innen und Autor*innen anknüpfen zu können.
Ein Blick zurück
Den Aufbau und die Betreuung des Blogs über die ersten sechs Jahre seines Bestehens leistete zuvor das Team der HLCMR selbst. Dort entstand und reifte die Idee, die Arbeit der Clinic durch einen eigenen Blog stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Vorbilder gab und gibt es dafür genug. Blogs beflügeln die juristische Debatte im Netz und darüber hinaus. Das gilt besonders für Bereiche, die in konventionellen rechtswissenschaftlichen Medien oft als “nicht interessant genug”, “zu unjuristisch” oder “zu politisch” abgetan werden. Weil sie zu sehr vom Kanon abweichen, zu interdisziplinär angelegt sind oder vermeintliche rechtswissenschaftliche Objektivität dekonstruieren. Daher schätzen wir Verfassungsblog, Völkerrechtsblog, Juwissblog, den Cilip blog, mädchenmannschaft oder auch intLawGrrls, den ECHR blog, und den Humanrights@harvard law blog.
Aber auch in der wachsenden Jurablogwelt kamen einige Themen noch zu kurz. Besonders das Antidiskriminierungsrecht stellte häufig eine Leerstelle dar. Zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz fand sich so gut wie nichts. Mit dem GRUNDUNDMENSCHENRECHTSBLOG wurde deshalb ein neuer Raum geschaffen speziell für die Beschäftigung mit Menschenrechten und Antidiskriminierungspolitik im Kontext sozialer Ungleichheiten – wie Geschlechterverhältnissen, Rassismus und Behinderungen.
Aus der Clinic in die Öffentlichkeit
Die HLCMR arbeitet seit jeher zu genau diesen Themenschwerpunkten. Ihre Projekte erfassen Business and Human Rights, Racial Profiling, sexualisierte Belästigung am Arbeitsplatz, Hate Speech im Internet, den NSU-Komplex, Zugang zu Gesundheitsleistungen für Flüchtlingskinder, Elternschaft von Trans*personen, extraterritoriale Anwendung der EMRK, Chancengleichheit an Universitäten, der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und, und, und. Dort analysieren und diskutieren die Teilnehmer*innen Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen in Europa und selbstverständlich auch anderswo, aber ganz besonders in Deutschland. Und sie arbeiten an konkreten juristischen Lösungsmöglichkeiten. Entsprechend ist der GRUNDUNDMENSCHENRECHTSBLOG auch der digitale Ort für diese Themen.
Das Motto der HLCMR wird sich weiterhin in diesem Blog widerspiegeln: Grund- und Menschenrechte verteidigen, kritisch, engagiert und auf hohem Niveau. Studierende schreiben selbst, weil sie etwas zu sagen haben. Für alle, denen menschenrechtliche Themen, Antidiskriminierung und Inklusionspolitiken am Herzen liegen. Und alle, denen diese Themen in der juristischen Ausbildung und der Blogosphäre bisher zu kurz kommen.
Der Blick nach vorne
Wir möchten den GRUNDUNDMENSCHENRECHTSBLOG in diesem Sinne fortführen, neu zum Leben erwecken und mit grund- und menschenrechtlichen Inhalten füllen. Dabei erwarten Euch in einem (zunächst) zweiwöchentlichen Rhythmus gewohnte wie ungewohnte Formate. Zum einen werden die Studierenden des aktuellen Zyklus’ der Law Clinic – wie in der Vergangenheit auch – Beiträge zu ihren Projekten sowie aktuellen juristischen Themen beisteuern. Zum anderen möchten wir den Blog aber für neue Formate öffnen.
Wir planen Interviews mit Akteur*innen der grund- und menschenrechtlichen Zivilgesellschaft, um Einblicke in ihre alltägliche Arbeit und strategische Ausrichtung zu geben. Portraits von bekannten und auch weniger bekannten Jurist*innen, wie beispielsweise Alumni*ae der Law Clinic, sollen Inspiration für den eigenen Lebensweg geben. Auch Erfahrungsberichte von Praktika, Referendariatsstationen und anderen Stellen sollen einen Platz auf diesem Blog finden. Letztlich möchten wir auch Ressourcen wie Bücher und Podcasts vorstellen, die uns interessanten Input für die juristische Ausbildung, Arbeit und für Aktivismus geben. Wir laden alle Interessierten ein, uns Blogbeiträge zu schicken, thematische Vorschläge zu machen oder in der Redaktion mitzuarbeiten. Unter redaktion@foerderverein-hlcmr.de sind wir dafür erreichbar.
Vor allem aber wollen wir einer an interdisziplinärer Menschenrechtsarbeit und Antidiskriminierungspolitik interessierten Leser*innenschaft weiterhin spannende und zum Denken und Diskutieren anregende Beiträge bieten. In diesem Sinne wünschen wir egal ob für archivierte, frisch erschienene oder noch erscheinende Blogbeiträge Euch allen eine gute Lektüre!